In Wellington (Neuseeland) leben einige meiner Verwandten. Deshalb habe ich bei meiner Route der Dream Awake Tour ebenso Neuseeland einplant. Mein Großonkel Freddy wohnt bereits seit 65 Jahren hier. Während meines Aufenthalts wohne ich in seinem Haus und möchte mich an dieser Stelle für seine Gastfreundlichkeit und bei Tante Gerda für das gute Essen bedanken. Bei meinen Besuchen werde ich immer sehr herzlich und familiär empfangen. Ebenso möchte ich mich bei Diana und Oskar für die tolle Party am Wochenende bedanken.
Nach seiner Auswanderung heiratete Onkel Freddy seine erste Frau Pauline. Sie war Maori (Eingeborene Neuseelands) und ist leider bereits vor über dreißig Jahren verstorben. Onkel Freddy beherrscht daher ebenso die Sprache der Maori und respektiert und lebt die Traditionen der Maoris. Nach dem Tod von Pauline, heiratete er im Jahr 1989 Gerda. Sie ist ebenso Österreicherin, kommt ursprünglich aus dem Burgenland, doch haben sich hier in Neuseeland kennen gelernt. Er hat aus erster Ehe zwei Kinder Oskar und Tanja, die ebenso verheiratet sind.

Zwei Welten prallen aufeinander
Bei meinem Aufenthalt in Onkel Freddy´s Haus hat es nicht lange gedauert und wir hatten bald einige Meinungsverschiedenheiten in unseren Gesprächen festgestellt. Unsere beiden Weltanschauungen waren teilweise ähnlich, allerdings das Thema Musik und Straße war etwas sensibel. Es prallen da zwei Welten aufeinander, da er von meinem „Dream Awake Projekt“ als Musiker um die Welt zu fahren nicht gerade viel hält.
Man muss natürlich bedenken, dass er eine sehr harte Kindheit hatte, da er mehr oder weniger im Krieg aufgewachsen ist. Zur damaligen Zeit hatte der Begriff Straßenmusik sicherlich auch eine andere Bedeutung. Es gab anscheinend keine Musiker, die sich eine Reise leisten konnten, um ihre Lieder auf der Straße zu trällern. Die einzigen Lieder, die man zu dieser Zeit gesungen hat, waren maximal die Kriegslieder der Hitlerjugend. Auf die Frage warum ich auf Englisch und nicht auf Deutsch singen würde, sagte ich: „Wenn ihr damals den Krieg nicht verloren hättet, würde ich höchstwahrscheinlich heute auf Deutsch singen. Allerdings habe ich nicht die Geschichte geschrieben und kann nichts dafür, dass Österreich von England und den U.S.A nachträglich (z.B. Marshall-Plan, Film- und Musikindustrie usw.) stark beeinflusst wurde.“ Vielleicht war meine Antwort etwas zu überzogen und ich wollte bei meiner spontanen Aussage kein wertendes politisches Statement (etwa dass Hitler den Krieg hätte gewinnen sollen) abliefern. Ich bin überzeugter Pazifist, das möchte ich festgehalten haben.
Mit unserer ersten Band „Fur Balloon“ haben wir damals einen Song über die Kriegsgeneration geschrieben haben. Er nennt sich „Stalingrad Cowboys“ (wurde in Englisch eingesungen / den Text hat mein Bruder Manuel damals geschrieben / Stalingrad Cowboys von Fur Balloon auf Youtube).

Arbeit bestimmt das Leben?
Onkel Freddy hat mir bei unseren Gesprächen neben seiner harten Kriegsvergangenheit mehrmals geraten, möglichst viel zu arbeiten, um mir einen Grund zu kaufen, um mir dann ein Haus zu bauen (kaufen). So hat er das damals bei seinem Ausstieg in Neuseeland gemacht und so ist er heute zu etwas gekommen und zu einem neuseeländischen „Landlord“ aufgestiegen. Seiner Erzählung nach, konnte er sich bereits nach 18 Monaten harter Arbeit ein Grundstück mit Haus kaufen.
Wenn das heute auch möglich wäre, dann wäre dies schön, allerdings haben sich die Zeiten geändert. Meiner Meinung stimmt heute in Europa (bzw. wahrscheinlich überall auf dieser Welt) das Verhältnis zwischen Lohn und Lebenskosten überhaupt nicht mehr zusammen. Ganz abgesehen von der Relation zu den Grundstücks- und Wohnungspreisen. Außerdem möchte ich mir keine Schulden aufnehmen, damit ich dann einen goldenen (bzw. eher kupfernen) Käfig auf Lebenszeit abzahle und in kompletter Abhängigkeit von der Bank und Arbeitgeber stehe. Ich würde mich einfach nicht frei fühlen, wenn ich daran denken muss, mich in vier Wände einzusperren und obendrein noch langjährig Schulden (inkl. Verzinsung) abzahlen müsste. Dafür vielleicht die Musik aufgeben, weil der Nachbar sich aufregt, weil man zu laut spielt. Das können gerne andere machen und ich vergönne ihnen auch ihren Besitz mit Wohnung und Balkon (oder Haus mit Garten). Allerdings ist mir meine Freiheit sehr wichtig und ich möchte daher meine kurze Lebenszeit so gestalten, so wie ich es mir vorstelle.
Mein Dream Awake Statement
Es war schon als Kind mein Traum Gitarre zu spielen und Musik zu machen. Ich habe bereits sehr viele Jahre auf andere und auf mein Umfeld gehört, aber ich befinde mich jetzt auf der „Dream Awake Tour“ und lebe meinen persönlichen Traum und bin sehr glücklich, dass ich diesen Schritt in diese Richtung gemacht habe. Auch wenn dieser Traum oft mit gewissen Strapazen verbunden ist. Allerdings sind auch Träume nicht immer ausschließlich angenehm und schön. Aber wenn ich Gitarre spiele, dann fühle ich mich immer sehr gut und bei dieser Reise, in Koppelung mit meiner Albumveröffentlichung „Dream Awake“, gehe ich nach meinem Bauchgefühl den richtigen Weg.
Aber nun Themenwechsel und kommen wir zu Neuseeland, bevor ich euch all meine Lebensphilosophie hier vermittle.
Onkel Freddy erklärt: Neuseeland
Da ich die Flaggen von Neuseeland und Australien nie auseinander halten kann, hat mir Onkel Freddy den Unterschied erklärt. Er hat gemeint, dass sich auf beiden Flaggen natürlich der „Union Jack” (die Fahne Großbritanniens) befindet. Ebenso sind auf beiden Fahnen Sterne zu sehen. Es handelt sich bei beiden Sternenbildern um das „Southern Cross“ (Kreuz des Südens). Das Kreuz des Südens ist allerdings keines der 48 klassischen Sternbilder der Antike, sondern war für die Seefahrer zur Bestimmung des Südpols hilfreich. Der Unterschied besteht darin, dass sich bei der australischen Fahne zwei zusätzliche Sterne befinden, der größere Stern ist der „Commonwealth Star“. Und der kleinere Stern gehört eigentlich zum Sternbild „Kreuz des Südens“, welchen die Neuseeländer einfach weggelassen haben.

Ebenso hat mir Onkel Freddy ein Buch „Kiwis und Vulkane“ gegeben. Es ist ein Buch über einen österreichischen Neuseelandforscher namens Andreas Reischek. Er ist erstmals im Jahr 1877 nach Neuseeland gereist, wo er anfangs in Christchurch lebte und ebenso seine Forschungsarbeit verrichtete. Interessanterweise habe ich in der Einleitung gelesen, dass er im Gärtnerhaus bei Schloss Weinberg aufwuchs und die Grundschule in Kefermarkt besuchte. (Beides Orte im Mühlviertel in Oberösterreich, wo ein Teil meiner Verwandschaft lebte.) Das ist auch der Geburtsort meines Großvaters und auch der Lebensort meiner Urgroßeltern. Es könnte somit sehr gut sein, dass meine Urgroßeltern bzw. meine Vorfahren den Neuseelandforscher Andreas Reischek kannten.
Der Forscher aus der Heimat
Reischek lernte eigentlich Bäcker und hatte keine höhere Schulbildung genossen. Hat allerdings über verschiedene Berufe und diverse Lebensstationen 1877 als Tierpräparator eine zweijährige Anstellung am Canterbury Museum Christchurch angenommen. Seine damalige Schiffsfahrt von Triest nach Neuseeland dauerte über zwei Monate. Der Mühlviertler Andreas Reischek blieb allerdings nicht zwei Jahre, sondern hielt sich letztendlich zwölf Jahre in Neuseeland auf und befasste sich intensiv mit der Kultur der Marori, machte mehrere Expeditionen und stellte naturkundliche Beobachtungen an. Andreas Reischek hatte bereits zur damaligen Zeit erkannt, dass die autochthone Vogelwelt durch eingeschleppte Ratten stark gefährdet ist. Reischeks Arbeit wurde als Naturforscher von Wissenschaftlern respektiert, indem sie ihn in der berühmten Linnean Society in London zum Mitglied gewählt haben. Ebenso wurde Reischek von Maori König „Tawhiao“ mit dem Titel „Ihaka Reiheke Te Kiwi Rangatira Autiria“ (übersetzt: der Schnepfenstrauß, Fürst von Österreich), inklusive der Verleihung von Schwanzfedern des Huia-Vogels, geehrt. Falls jemand mehr darüber erfahren möchte: die Infos habe ich aus dem Buch: Kiwis und Vulkane, zum 150. Geburtstag des Neuseelandforschers Andreas Reischek; Verlag C. & E. Grosser, Linz.

Warum ich (auch) da bin – Musik!
Neben den vielen interessanten Gesprächen mit Onkel Freddy und der schönen Zeit mit meinen Verwandten, habe ich ebenso Musik gemacht. Hauptsächlich spielte ich auf der „Cuba street“. Allerdings habe ich meistens gleich Leute kennen gelernt und dann gemeinsam „gejamt“ oder Gespräche geführt. Etwa Ally Dubetz ein Mädchen aus Kanada, welche so wie ich mit ihrer Gitarre auf der Welt unterwegs ist, um auf den Straßen ihre Musik zu spielen. Ein Ausschnitt aus ihrem Song „End of the Road“ ist im kommenden VLog Nr. 8 zu sehen. (Eine Live-Version ihres Songs gibt’s auch auf youtube: Ally Dubetz – End of the Road.) Sie hat mir erzählt, dass ihr Pass bei einem Unwetter kaputt wurde und sie somit in Wellington bei der kanadischen Botschaft war, und deshalb die Zeit in Wellington verbringen würde, bis ihr der neue Pass ausgestellt wird. Hoffentlich geht alles gut und ich wünsche ich noch eine schöne Reise und alles Gute für ihre musikalische Zukunft!
An einem anderen Tag lernte ich Kai aus Deutschland kennen. Er war erst einundzwanzig Jahre und hat gemeint, dass er bereits seit fast drei Jahren in Australien und Neuseeland wohnt und „Hare Krishna Mönch“ sei. Er war eine sehr bemerkenswerte Person. Er erzählte mir, dass er nach Beginn seiner Reise einfach nicht mehr nachhause gefahren ist und zur Zeit im Hare Krishna Ashram in Wellington lebt. Er hat mich eingeladen bei einer spirituellen Veranstaltung teilzunehmen, dabei ebenso mit den „Hare Krishna Musikern“ mitzuspielen. Es war natürlich klar, dass ich da gern dabei bin und es war eine neue Erfahrung für mich. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals bei ihm für die nette Einladung bedanken und wünsche ihm noch alles Gute auf seinem spirituellen Weg!

Nun geht’s weiter auf die pazifischen Inseln Samoa, Fidji und Hawaii. Freu mich schon sehr, die Südsee zu rocken!
