Brasilien ist ein unglaublich großes Land – so groß, dass man selbst nach Wochen nur an der Oberfläche kratzt. Und doch hatte ich das Glück, einige wunderschöne und sehr unterschiedliche Orte intensiver kennenzulernen. Jeder von ihnen hat seine ganz eigene Energie hinterlassen.

Meine Reise führte mich zunächst nach Salvador. Schon beim Ankommen spürt man den besonderen Rhythmus dieser Stadt. Die Altstadt mit ihren bunten Häusern, Kopfsteinpflastergassen und kolonialen Fassaden wirkt fast wie ein lebendiges Museum. Gleichzeitig ist alles voller Leben: Musik an jeder Ecke, der Duft von Streetfood in der Luft und das Lachen der Menschen. Besonders beeindruckt haben mich die Strände rund um Salvador – einzigartig, weitläufig und voller Kontraste. Hier treffen Atlantikwellen auf Geschichte, und man verliert schnell das Gefühl für Zeit.

Danach ging es weiter nach São Paulo – ein kompletter Gegensatz. Laut, riesig, überwältigend. Der Grund für diese Station war ein ganz besonderer: das letzte Oasis-Konzert im Morumbi-Stadion. Es war ein unvergesslicher Abend, nicht nur wegen der Musik, sondern auch, weil ich dieses Konzert mit zwei wunderbaren Freundinnen erleben durfte. Die Stimmung war elektrisierend, voller Emotionen und Nostalgie. Ein zusätzliches Highlight war The Verve als Vorband – ein Moment, der sich bis heute eingebrannt hat.
Meine letzte Station dieser Reise führte mich tief hinein in eine völlig andere Welt: den Amazonas-Regenwald. Hier wurde alles langsamer, intensiver und ursprünglicher. Diese Zeit war für mich besonders interessant, weil ich unglaublich viele neue Eindrücke sammeln durfte – von der Natur, den Geräuschen des Dschungels bis hin zu einem ganz neuen Verständnis für das Leben im Einklang mit der Umwelt.
Der Amazonas-Regenwald gilt als der artenreichste Lebensraum der Erde. Schätzungen zufolge leben dort mehrere Millionen Tier- und Pflanzenarten – viele davon sind bis heute noch nicht wissenschaftlich erforscht. Jeden Tag werden neue Insekten, Pflanzen oder Mikroorganismen entdeckt, was den Amazonas zu einem der wichtigsten Forschungsgebiete unseres Planeten macht.
Der Amazonas-Fluss selbst ist der wasserreichste Fluss der Welt. Er transportiert mehr Wasser als die sieben nächstgrößten Flüsse zusammen und beeinflusst sogar das Klima weit über Südamerika hinaus. Durch die enorme Verdunstung entstehen sogenannte „fliegende Flüsse“ – riesige Feuchtigkeitsströme, die Regen bis nach Zentral- und Südbrasilien bringen.

Ein weiteres faszinierendes Detail: Der Regenwald produziert einen großen Teil seines eigenen Regens. Bäume geben über ihre Blätter Wasserdampf ab und sorgen so für ein stabiles, sich selbst erhaltendes Ökosystem. Wird dieses Gleichgewicht gestört, kann das dramatische Folgen für das weltweite Klima haben.
Ein ganz besonderes Erlebnis waren die Boto-Flussdelfine.
Die rosa Botos des Amazonas sind nicht nur wunderschön – sie sind lebende Zeitzeugen einer unglaublichen Erdgeschichte. Vor Millionen von Jahren war das Amazonasbecken ein riesiges Binnenmeer. Erst als sich die Anden langsam aus der Erde erhoben, wurde dieses Meer vom Ozean abgeschnitten. Gefangen in den neuen Süßwasserwelten passten sich die Vorfahren der heutigen Flussdelfine an – und entwickelten sich zu den einzigartigen Botos. Ihnen so nah zu sein, war magisch und hat mir einmal mehr gezeigt, wie eng Natur, Geschichte und Leben miteinander verbunden sind.

Diese Reise durch Brasilien war laut und leise, wild und sanft, urban und vollkommen ursprünglich. Brasil Brazil – ein Land, das bleibt.
